Geschichte der Flößerei
Als das „Grüne Gold“ aus dem Nagoldtal in ferne Länder reiste Lange Jahrhunderte wurde das Gold des Schwarzwaldes, das Holz, nur für den Eigenbedarf genutzt. man benötigte es zum Hausbau und als Energieträger. die kleinen Weiler und Einödhöfe und die Köhler verbrauchten wenig Holz der gewaltigen Wälder um Besenfeld, Erzgrube und Altensteig. Doch gab es ausweislich einer Urkunde schon 1342 in Pforzheim eine Flößerei-Zunft.
Der auf der Pforzheimer Burg wohnende Markgraf Rudolf IV und Graf Ulrich von Württemberg schlossen auf Anregung der freien Reichsstadt Heilbronn einen Vertrag der die Flößerei auf Enz, Nagold, Würm und Neckar regelte.Auch wenn es in Pforzheim 1501 zu einer strengen Zunftordnung durch Markgraf Christoph kam, in der festgelegt war, dass Flößer der Nagold und oberen Enz ihr Holz nur bis Pforzheim flößen durften, war die Flößerei im Nagoldtal noch nicht sehr ausgeprägt.
Neben technischen Schwierigkeiten stand auch der Widerspruch der Wehrinhaber, der Güterbesitzer und Fischereiberechtigten. Herzog Ulrich versuchte vergeblich 1536 mit Baden, zu welchem Altensteig damals gehörte sowie Balthasar von Gültlingen und der Deutsch-Ordens-Kommende Rohrdorf eine Regelung zu finden. Auch die nachfolgenden Landesherren bemühten sich um die Floßbarmachung der Nagold, zumal schon die ersten Handelsbeziehungen mit Holland geknüpft waren.
Erst am 1.Oktober 1623 kam eine “Fürstlich württembergische Wasser- und Floßordnung“ zu Stande, in der bestimmt war “wie es fürhin auf dem Wasserstrohm der Nagold mit Flößung und dem Kaufe des Bau- und Brennholzes, auch geschnittenes Zeug, gehalten werden soll.“ Der Dreißig-Jährige-Krieg vernichtete aber das kaum aufblühende Gewerbe. Das änderte sich fundamental, als nach dem „Westfälischen Frieden“ ein ungeheuerer Aufbruch in Europa stattfand. Holz wurde gebraucht! Bis in das kleinste Tal drang der Ruf. Man brauchte es zum Hausbau, Brückenbau und zum Schiffsbau!
Holz wurde in großen Mengen vor allem in den Städten entlang des Rheines gebraucht und in Holland, das beschlossen hatte eine Handels- und Schiffsmacht zu werden. Im Jahre 1691 wurden erstmals 1000 Stämme Floßholz aus Wildbader Waldungen und ein Jahr später die gleiche Menge aus Liebenzeller Waldungen auf Enz und Nagold nach Holland verflößt. Durch den Einfall der Franzosen, die das Enz- und Nagoldtal so zerstörten, dass der Holländerholzhandel eingestellt werden musste, gab es allerdings einen herben Rückschlag.
Im 18. Jahrhundert ging es dann aufwärts mit der Gründung von Holz-Compagnien, die einen regen Handel entwickelten. Allein im Jahre 1715 wurden 14000 Holländer (-stämme), 51000 gemeine Balken, 292000 Dielen und 158000 Latten außer Landes geflößt. Doch wurden dadurch auch die Wälder ruiniert. Das Kirchspiel Altensteig legte am 16. Februar 1748 scharfen Protest in Stuttgart ein: „Mit blutgetränktem Herzen und Augen sehen wir, wie jämmerlich und erbärmlich die Kirchspielwaldungen zugerichtet sind, so dass sie nunmehr zu bloßen Einödien gemacht worden sind, aus denen wir unsere Kinder und Kindeskinder kein Scheit Holz mehr ziehen können.“
Doch die Regierung blieb hart. In Pforzheim – der Drei-Täler-Stadt – war der erste Sammelplatz des Langholzes. In Heilbronn oder Neckarsulm wurden meist drei Flöße zu einem breiten „Talfloß“ zusammengestellt. Dann ging es weiter bis Mannheim. Auf dem Rhein wurden die Flöße immer größer, bis sie nach den Felsen und Strudeln zwischen Bingen und Koblenz dann zu „Kapitalflößen“ zusammengebunden wurden, die bis zu 350 m lang waren und 60 m Breite maßen. Sie waren schwimmende Dörfer die mit Floßherr (Schiffer), Steuermann, Meisterknechten, Proviantmeistern, Köchen, Ankervolk und Ruderknechten als Besatzung, rund 600 bis 800 Menschen beherbergten. War das Floß glücklich in Holland gelandet, wurde es ausgewaschen, auseinandergelegt und das Holz aufs Land geschleift.
In der zweiten Hälfte des19. Jahrhunderts verlor der Außenhandel von Langholz aus dem Schwarzwald immer mehr an Bedeutung. Die Dampfmaschine war erfunden und daraus entstanden Dampfschiffe und die Eisenbahn, die sich schnell ausbreitete. So wurde die Konkurrenz anderer ausländischer Hölzer immer größer. Die Handwerksbetriebe die das Holz an Ort und Stelle weiterverarbeiteten und die fertigen Produkte mit der Eisenbahn zum Verkauf brachten, vermehrten sich auf Grund der steigenden Nachfrage immer mehr und so sank der so leuchtende Stern der Flößerei in kürzester Zeit. Das offiziell letzte Floß befuhr die Nagold im Jahre 1911.
Martin Spreng
Literatur: „Aus dem Schwarzwald“, Nr.8, August 1900; „Der Schwarzwald“, Nr.1, 1968; Rhein-Museum Koblenz, Beiträge zur Rheinkunde, 35-1983; Zeus, Marlies, Remchingen, Die löbliche Singergesellschaft von 1501 Pforzheim und andere Geschichten aus der Markgrafenschaft Baden, 2001; Banzhaf, Bericht über die historische Flößerei auf der Nagold, 1987; Verwaltungsbericht der Königl. Ministerialabteilung für den Straßen- und Wasserbau 1895 – 1897; Max Scheifele, DRW, „Aus der Waldgeschichte des Schwarzwaldes,2004.